Kirchenmediation
Anwendungsfelder von Mediation in der Kirche
Die Kirchen sind der größte private Arbeitgeber in Deutschland. Dennoch lässt die Konfliktbearbeitung zu wünschen übrig. Mit dem moralischen Zeigefinger wird gerne die Außenwelt kritisiert, aber die inneren eigenen Unzulänglichkeiten werden gern gedeckelt. Da Christen sich auch als „Dienstgemeinschaft“ verstehen, sind wir auf ein gemeinsames Ziel hin orientiert, so dass immer wieder eigene Bedürfnisse zurück gestellt werden. So kommt es zu Verletzungen des Arbeitsrechtes durch den Arbeitgeber, zumal Mitarbeitervertretungen weniger Möglichkeiten als Betriebsräte haben.
Doch als Christen möchten wir entsprechend unserem Idealen von Gerechtigkeit und Frieden leben. Doch jeder Konflikt steht dieser Sehnsucht entgegen. Ja das kann soweit gehen, dass wir uns unsere Konflikte selber schaffen. Zum Beispiel kann es durch unser Harmoniebedürfnis dazu kommen, dass wir eine Vermeidungsstrategie entwickeln mit der wir alle Konflikte unter den Teppich kehren, in der Hoffnung dass sie mit der Zeit von alleine verschwinden. Oder wir neigen zu faulen Kompromissen um Konflikte klein zu halten. Dabei kann es dazu kommen den Konflikt an Personen fest zu machen.
Sündenböcke
Es liegt in unserer menschlichen Natur dass wir, um von uns selber abzulenken, andere zu Sündenböcke abstempeln. Im Alten Testament wurde dieses natürliche empfinden im Ritus des Sündenbockes aufgenommen. Der Bock wird mit unseren Sünden beladen und in die Wüste geschickt, in der Meinung der Bock erleidet stellvertretend , das was wir verdient hätten und versöhnt uns damit mit Gott.
Im Neuen Testament hat Jesus die Rolle des Sündebocks übernommen um durch sein Leid am Kreuz uns mit Gott zu versöhnen. Damit sollte sich für uns Christen der Sündenbock erübrigen. Wir sind mit Gott versöhnt, doch hat das eine Auswirkung auf unser menschliches Miteinander? Die Versöhnung Gottes sollte uns auch als Menschen miteinander versöhnen um Wege der Versöhnung zu gehen. Auch in unserem menschlichen Miteinander sollten wir den Ursachen der Konflikte auf den Grund gehen und nicht immer wieder nach neuen Sündenböcken suchen. Dazu kommt, dass die Frage nach Schuld und das Suchen nach Sündenböcken, meistens keine dauerhafte und in die Zukunft weisende Lösung schafft. Nicht richtig bearbeite Konflikte entwickeln ihr Eigenleben und richten unbeabsichtigten Schaden an.
„Praxis-Tipp“:
Konflikte als normal anzusehen
mit Mut den Gegensatz erkennen und nach Lösungen suchen
sich dem Anliegen des Anderen zu öffnen
den Konflikt als Chance für eine eigene
Entwicklungsmöglichkeit zu sehen
statt nach Schuld zu suchen und zu urteilen
ist es besser nach den Interessen zu fragen
Innerhalb der Gemeinde
Mediation ist besonders bei Beziehungskonflikten sinnvoll, wenn Menschen auch zukünftig miteinander leben und arbeiten sollen. Das Ergebnis muss noch offen sein. Mediation ist sinnvoll bei innergemeindlichen Konflikten.
Dazu gehören Konflikte, die alle auch Bekenntniskonflikte werden können:
Zwischen Traditionsgebundenen und Fortschrittlichen, wie jung und alt
sowie reformfreudige und an Altem fest haltende Gemeindegliedern
Christliche Ideale im Gegenüber unmenschlicher Alltagserfahrungen
Werte und Normenkonflikte
Geistlicher Leitung wie Pfarrer und Mitarbeiter und dem Kirchenvorstand
Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen
Konflikte aus dem Arbeitsfeld von Mitarbeitern
Zwischen Kirchenvorstand und Gemeinde
Konflikte mit Nachbargemeinden
bei Förderationen , Fusionen und Kooperationen sowie Strukturveränderungen.
Darin können folgende Konflikte stecken:
Zielkonflikte
Mittel- bzw. Wege-Konflikte
Verteilungskonflikte
Rollenkonflikte
In kirchlichen Einrichtungen
In kirchlichen Einrichtungen geht es wie in anderen Betrieben um die ganze Palette des Arbeitsrechtes. Darüber hinaus kommt der christlich– caritativ- diakonische- Anspruch zum Tragen (Selbstverständnis als „Dienstgemeinschaft“). Dieser erzeugt einen zusätzlichen moralischen Druck. Doch gerade wer sich unter Druck setzt und besonders gut machen möchte, neigt dazu es dann gerade falsch zu machen. Es kommt nun darauf an die hohe christliche Motivation für das Betriebsklima so zu nutzen dass sich die Hilfsbereiten nicht ausgenutzt fühlen. Das Eigeninteresse und das Interesse des Hilfsbedürftigen sowie das Interesse der Geschäftsführung wollen alle unter einen Hut gebracht werden. Das ist eine Kunst, zumal auch Illusionen in der Luft liegen, die zu Konflikten führen.
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Auf einen Blick:
Wenn es den Mitarbeitern gut geht , geht es auch den Gemeindegliedern oder Betreuten gut. Anderen helfen zu können gibt dem Leben Sinn, der gestärkt werden soll.
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Jährliche Zielkonferenz
Zur Stärkung des Teams und der Motivation möchte ich alle Verantwortungsträger ermutigen , im Rahmen der Weiterbildung eine jährliche mediative Klärungshilfe durchzuführen.
Ohne dass ein konkreter Konflikt anliegt, werden all die Themen angesprochen, über die sonst nur allgemein getuschelt wird, oder die bisher nicht ausgesprochen worden sind. Ab Phase 5 ist es dann sinnvoll die übergeordneten Führungskräfte mit einzubeziehen um zu realistischen Lösungen zu kommen. So ziehen dann alle an einem Strang.
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